turi2 Clubraum

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“Ich bin ein Marketing-Opfer” – Verena Gründel über Gummibärchen und gelb-blaue Logos.

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Werben & Vertrauen: Unternehmen werden künftig wieder weniger Geld in Social-Media-Werbung stecken, weil sich das geringe Vertrauen in die Plattformen negativ auf ihre "Brand Safety" auswirkt, sagt Verena Gründel im turi2 Clubraum. Die Chefredakteurin des Branchenmagazins "Werben & Verkaufen" erläutert im Gespräch mit Aline von Drateln und Markus Trantow, dass für Marken "Effektivität" ein wichtiger Key-Performance-Indicator ist – und der sei umso geringer, je schlechter das Image des Werbeumfelds ist. Deswegen würden Marketing-Abteilungen langfristig wieder mehr Budget für klassische Medien aufbringen. Trantow würde Gründel gerne zustimmen, befürchtet aber, dass am Ende nur "die Zahlen zählen".

Aline von Drateln, die im Podcast ihre Vergangenheit als Philadelphia-Engel enthüllt, will von Gründel wissen, wie sich die Branche in den vergangenen Jahren verändert hat. "Werbung ist immer demokratischer geworden", so die "W&V"-Chefredakteurin. "Die Kunden können mit ihrem Feedback direkt Einfluss nehmen." Marken können mit Haltung punkten, indem sie "die Rolle des Identitätsgebers" übernehmen in einer immer komplexer werdenden Welt. Anders als die Konkurrenz hat sich W&V aber aktuell bewusst dagegen entschieden, das Logo in den Farben der Ukraine einzufärben. "Wenn wir unser Logo gelb-blau anstreichen, machen wir die Welt nicht besser."

"Grenzwertig" findet die Gründel Werbung, die sich direkt an Kinder richtet, sagt sie im Clubraum. Trotzdem zählt eine Werbung des Gummibärchen-Herstellers Haribo zu ihren Lieblingsspots. Sie sei eben auch nur ein "Marketing-Opfer".

Das Trio spricht im Podcast auch über Fridays For Future, die diese Woche die Musikerin Ronja Maltzahn von einer Veranstaltung in Hannover ausgeladen haben, weil sie als weiße Sängerin Dreadlocks trägt. turi2-Chefredakteur Markus Trantow begrüßt zwar den sensiblen Umgang mit anderen Kulturen, vor allem solchen, die von Unterdrückung betroffen sind. Er würde aber eine Linie zwischen "kulturellem Austausch" und kultureller Aneignung ziehen. Aline von Drateln weist daraufhin, dass die Runde als Nicht-Betroffene keine Bewertung vornehmen sollte. Werbeexpertin Gründel kann aber aus Marketing-Sicht resümieren: "Die Marke Fridays For Future hat sich mit dieser Diskussion keinen Gefallen getan."

Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Nächste Woche ist Philipp Jessen zu Gast, Co-Gründer und Geschäftsführer der PR-Agentur Storymachine.

“Gendern kann nerven und zugleich sinnvoll sein” – Judith Barbolini über Polarisierung und gute Nachrichten.

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Aufreger-Sterne: Gendern triggert viele Menschen, weil es gesellschaftliche Probleme an die Oberfläche bringt, sagt Judith Barbolini vom Rheingold-Institut im turi2 Clubraum. Sie hat vor Kurzem eine Studie geleitet, die gezeigt hat, dass mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland von Sternchen, Unterstrichen und der Debatte im Allgemeinen genervt ist. Geschlechtergerechte Sprache führe einen "Stellvertreterkrieg" gegen Probleme wie Rassismus oder Sexismus, sagt die Studienleiterin. Zudem können vor allem Männer die Bedeutung des Genderns noch nicht richtig einschätzen. Sie fühlen sich dadurch "in ihren Domains beschnitten" und haben das Gefühl, "aus ihren Rollen gedrängt" zu werden.

Barbolini fühle sich seit der Untersuchung vom generischen Maskulinum nicht mehr angesprochen, erzählt sie Aline von Drateln und Markus Trantow. Über manche Worte stolpere die Studienleiterin allerdings noch, beispielsweise über "Gästin". Es höre sich in ihren Ohren noch "falsch" an und sei damit eher "ein Störer als ein Zeichen für Toleranz". Sollten Medien und Unternehmen nun gendern oder nicht, fragt der Chefredakteur von turi2. "Es kommt drauf an", entgegnet Barbolini. Bei dem Thema gebe es keine klare Handlungsanweisung, da das Gendern selbst noch keine klaren Regeln hat. Allerdings komme geschlechtergerechte Sprache bei jungen Menschen prinzipiell gut an: "Auch wenn es einen nervt und ärgert, heißt das nicht, dass man es nicht als sinnvoll erachten kann." Vor allem im Jobkontext gehöre es mittlerweile "zum guten Ton".

Das Trio spricht im Podcast auch über die aktuelle Nachrichtenlage, in der fast ausschließlich negative Schlagzeilen dominieren. Das verstärkt die "Lähmungserscheinungen" der Pandemie, weil wir das Gefühl haben, "dass wir uns gar nicht mehr freuen dürfen", sagt Barbolini. Trantow bestätigt, dass er sich in einer dauerhaften "Alarmstimmung" befindet. Moderatorin Aline von Drateln sieht das Grundproblem in der Journalistenausbildung, in der der Leitspruch "only bad news are good news" vermittelt wurde. Alle sind sich einig, dass Medien Handlungsanweisungen geben müssen, um positiv durch die Krise zu kommen.

Ähnlich sieht es beim Umgang mit der russischen Bevölkerung aus. Trantow findet, die Sanktionen gegen Russland dürften sich nicht gegen die Kultur und das Volk selbst wenden. "Wir sollten die Tore zur russischen Zivilgesellschaft weit öffnen", damit ein Austausch stattfinden kann. Er findet es falsch, wenn beispielsweise russische Künstlerinnnen oder Komponisten aus Orchestern verbannt werden. Drateln stimmt zu, sagt aber: Bei einem Auftritt der Sopranistin und Putin-Anhängerin Anna Netrebko könnte sie nicht "mit gutem Gewissen in der Pause Piccolo schlürfen".

Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Kommende Woche ist Verena Gründel zu Gast, die Chefredakteurin des Branchenmagazins "Werben und Verkaufen".

“Kampagnen auf den Krieg aufzubauen, ist falsch” – Uwe Vorkötter über Haltungsmarketing und Zeitungs-Zukunft.

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Haltung zeigen: "Junge Medien­schaffende können besser und einfacher eine Reichweite aufbauen", sagt "Horizont"-Herausgeber Uwe Vorkötter im turi2 Clubraum. Im Live-Podcast mit Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Chefredakteur Markus Trantow bescheinigt der langjährige Zeitungs-Chefredakteur jungen Journalistinnen ein besseres Gefühl für "zeitgeistige Themen", kritisiert aber, dass heute "Präzision in der Recherche" fehle. Eine gewisse "Tunnelblick-Recherche" bezeichnet Vorkötter als "einer der gravierendsten Fehlentwicklungen im Journalismus". Dass es vielen Zeitungen heute schlechter geht als noch vor 20 Jahren habe jedoch woanders seine Wurzeln. Wer heute noch eine Print­zeitung mache, müsse sie "nochmal ganz neu denken". Stattdessen werden die meisten Zeitungen noch genau so gemacht, "wie vor 20 Jahren".

Vorkötter kritisiert auch andere Entwicklungen in der Medien­branche, etwa die Abschaltung von Russia Today und Sputnik im Zuge des Kriegs in der Ukraine. Er habe für die Sperrung der russischen Propaganda "emotional" zwar Verständnis, finde es aber trotzdem "falsch und unnötig". Artikel 5 im Grundgesetz ist "nicht teilbar", sagt Vorkötter. "Da steht, eine Zensur findet nicht statt – das Verbot von Medien ist Zensur." Schwieriger findet er die Debatte zur deutschen Bericht­erstattung über den Krieg. Trantows These, Journalismus dürfe auch im Krieg "die Welt nicht in Gut und Böse teilen", stimmt Vorkötter nur bedingt zu. Zwar sei es sein Job als Journalist kritisch zu sein, in diesem Fall könne er aber keine "Schein­objektivität einnehmen, weil Gut und Böse so offensichtlich sind".

Stellung zu dem Angriffskrieg zu beziehen, findet der Journalist auch für große Unternehmen legitim. Haltungs­marketing ist nichts neues, sagt Vorkötter. Die "richtig großen Marken­geschichten" hatten etwas mit Politik oder wichtigen "Zeitgeist-Phänomenen" zu tun, etwa die Schockfoto-Kampagne von Benetton. Entscheidend sei, ob eine Marke eine Haltung hat und die für ihr Marketing nutzt oder umgekehrt. Klassische Kampagnen auf den Krieg aufzubauen, "ist jedoch der falsche Weg".

Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Am kommenden Freitag ist Judith Barbolini, Geschäfts­führerin des Markt­forschungs­instituts Rheingold, zu Gast.

Jens Schröder über Social Media und den Ukraine-Krieg.

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Graf Zahl emotional: "Wenn sich die Leute darüber aufregen, dass Wodka weggekippt wird, scheint es ihnen so schlecht doch noch nicht zu gehen", sagt Jens Schröder, Zahlen-Zampano und Daten-Dompteur bei Meedia.de, im turi2 Clubraum. Nach einer Woche Ukraine-Krieg ist in sozialen Medien "die erste große Panik gewichen", beobachtet Schröder, inzwischen trenden wieder Nebenaspekte: Etwa dass Bars weltweit russischen Wodka in den Abfluss schütten. Fast vier Jahre lang hat Schröder täglich den beliebten Trending-Newsletter geschrieben, inzwischen nur noch wöchentlich, in dem er das Social-Media-Geschehen aus Zahlensicht angeht. "Am besten funktioniert alles, was emotional ist": leidende Tiere, verschwundene Kinder, hitzige Polit-Debatten und Fußball.

In der Diskussion der Themen der Woche mit Aline von Drateln und Markus Trantow stimmt Schröder Trantows These zu, dass das EU-Verbot der russischen Sender RT und Sputnik falsch ist: "Wenn man Propaganda-Sender verbietet, kann man nicht einschätzen, wie viel besser journalistische Medien sind als solche Propaganda-Medien." RT und Sputnik würden zwar Lügen verbreiten, "aber das muss eine Demokratie wie unsere aushalten", sagt Schröder. In der Diskussion um den Ukraine-Einsatz von "Bild"-Vize Paul Ronzheimer, findet es Schröder "sehr beachtlich", dass Ronzheimer in jedes Krisengebiet reist, um zu berichten. "Reporter, die in solche Kriegs­gebiete reisen, müssen verrückt sein, anders geht es nicht", sagt Schröder anerkennend. Besonders beeindruckt ihn derzeit ARD-Moskau-Korrespondent Demian von Osten, der zwar nicht in der Ukraine vor Ort ist, aber "von dem ich mich sehr, sehr gut informiert fühle". Um gut berichten zu können, müsse man nicht "mitten in den Schießereien sein".

Keine rosige Zukunft sieh Schröder für das Geschäftsmodell des Privatfernsehens: Die aktuelle Kriegs­situation zeige, dass lineare TV-Sender vor allem mit aktuellen Nachrichten und Sonder­sendungen punkten können, dazu Shows und eigene Events. Aber: "Alles, womit das Privatfernsehen großgeworden ist, Serien und Filme, das guckt kein Mensch mehr im linearen Fernsehen." Auch für Ältere würden Streaming­dienste und Mediatheken zunehmend die erste Anlauf­stelle für alles, was nicht live ist.

Seine Liebe zu Zahlen hat Schröder schon als Kind entdeckt, als er sich eigne Bundesliga-Tabellen errechnet hat. Damals wollte er noch Sportreporter werden. Anfangs war er in der Schule auch in Mathe gut: "Als es dann nicht mehr ums Rechnen ging, sondern um Kurvendiskussionen, da ließ es nach." Die Zahlen-Verliebtheit der Medienbranche erklärt Schröder damit, dass der Erfolg von Zahlen abhängt. "Deswegen sind Zahlen etwas Fundamentales für die gesamte Medienbranche." Ein baldiges Ende sozialer Netzwerke sieht Schröder nicht, erwartet jedoch, dass sich Diskussionen mehr ins Private verlagern, etwa in WhatsApp- oder Telegram-Chats, und die Timeline wieder "menschlicher" und weniger durch Algorithmen bestimmt wird.

“Die Welt ist viel komplexer als jedes Torten-Diagramm” – Katja Berlin über Twitter-Kritik und Gerhard Schröder.

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Helle Kerzen auf der Torte: Ihre Torten über gendergerechte Sprache sind ein "Reizthema" und sorgen "fast immer für Aufruhr", sagt Katja Berlin im turi2 Clubraum. Mit ihrer "Zeit"-Kolumne "Torten der Wahrheit" greift Berlin jede Woche das gesellschaftliche Geschehen in einem Torten-Diagramm auf. Positives Feedback bekommt sie vor allem für feministische Torten, erzählt sie Clubraum-Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Chefredakteur Markus Trantow. Dass das Thema in sozialen Medien so beliebt ist, findet Berlin grundsätzlich gut. Dadurch sind "viele Diskussionen losgetreten worden". Allerdings sollten Nutzerinnen aufpassen, denn "nicht alles wo Feminismus drauf steht, ist Feminismus". Um Frauen geht es auch im Podcast Fix und Vierzig, in dem Berlin gemeinsam mit Gunda Windmüller über das Leben ab 40 spricht.

Berlin weiß, dass all diese Themen und "die Welt viel komplexer als jedes Tortendiagramm" sind. Gerade damit erklärt sie sich aber auch die Beliebtheit ihrer Kolumne. Es sei ein "schöner visueller Kommentar, den man in zwei Sekunden anguckt und dann weiterleitet". In Zeiten, in denen "man komplexe Analysen lesen sollte", sei das "ganz erleichternd". Die Kehrseite der Medaille: Häufig werden Berlins Torten in sozialen Medien geteilt, oft ohne Quellenangabe. Hinzu kommen Hater, die sie "sofort blockiert". Nur so sei es für sie noch möglich, Twitter zu öffnen,"ohne mir komplett den Tag zu versauen".

Kritik findet Berlin auch für den Umgang mit Gerhard Schröder. Gerade in der aktuellen Lage sei es wichtig, den Altkanzler in den Medien als das zu bezeichnen, was er ist: "Nicht nur Gas- sondern Russland-Lobbyist". In Deutschland schützen ihrer Meinung nach Ämter viel zu sehr vor Kritik oder Sanktionen. Strengere Maßnahmen wünscht sie sich auch im Falle des ARD-Boykotts der Eisschnell-Läuferin Claudia Pechstein. Nicht nur hätten die anderen Pressevertreter mehr Solidarität zeigen müssen, sondern "vielleicht sollten wir in diesem Jahr gar keine Sportler mehr interviewen". So würde man sich auch den "Worldcup of shame" in Katar im Winter sparen.

Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Am kommenden Freitag ist Meedia-Journalist und Daten-Dompteur Jens Schröder zu Gast.
turi2.tv (35-Min-Podcast bei YouTube), turi2clubraum.podigee.io (Audio-Podcast), apple.com, spotify.com, deezer.com, audionow.de

“Nicht jede Instagram-Influencer*in kann Social Audio” – Camao-Chef Holger Kahnt über Social Audio im Business.

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You’re the voice: Social-Audio-Pionier Holger Kahnt hat bei Clubhouse noch "niemanden kennengelernt, der im echten Leben doof war", erzählt der Chef der Digital-Agentur Camao im turi2 Clubraum mit Tess Kadiri und Markus Trantow. Für ihn erschaffen Audio-Räume eine "Wohlfühlatmosphäre", die er von Plattformen wie Linked-in oder von Veranstaltungen wie Kongressen so nicht kennt. Der Hype sei vor einem Jahr auch deshalb so schnell abgeebbt, weil es kein funktionierendes Monetarisierungsmodell für Creators gebe. In der Hochphase habe kaum jemand Geld mit der App verdient, anders als bei TikTok beispielsweise. Und: "Influencer*innen, die von Instagram kommen, sind nicht automatisch erfolgreich auf Social Audio." Kahnt glaubt daran, dass sich Audio-Formate auch für Unternehmen eignen, denn "wir sprechen doch sowieso den ganzen Tag".

Der Wecker von Kahnt klingelt morgens um 6.45 Uhr, damit er pünktlich um 7 Uhr mit Kaffee und in Jogginghose vor seiner "platonischen Liebe" Clubhouse sitzen kann. Seit Kurzem zählt er außerdem zu den weltweit wenigen Beta-Testern von Linked-in Audio, weshalb der turi2 Clubraum erstmals dort stattgefunden hat.

Die Runde spricht außerdem über Regeln für private Social-Media-Profile, wie sie der WDR ursprünglich für seine Angestellten umsetzen wollte. Journalistinnen sollten ihre privaten Interessen nicht verstecken müssen, findet Moderatorin Kadiri. "Ein Like auf Instagram darf nicht reguliert werden." turi2-Chefredakteur Trantow folgt bei Twitter zwar unterschiedlichen Meinungsspektren, hält sich selbst aber lieber zurück. Das sei gut für die journalistische Arbeit.

Camao-Chef Kahnt berichtet im Clubraum außerdem vom New-Work-Modell in seiner Agentur mit flexiblen Arbeitszeiten und Home Office. Trantow merkt an, dass bei solchen Modellen Flexibilität zur Entgrenzung führen könne. Kahnt sieht es in der "Eigenverantwortlichkeit jedes Mitarbeiters, Arbeit und Privates nicht zu sehr zu vermischen". Aus seiner Sicht trifft das Vorurteil "viel arbeiten, schlechte Bezahlung" bei Agenturen heute nicht mehr zu.

Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Am kommenden Freitag ist Autorin und Podcasterin Katja Berlin zu Gast, die die Grafik-Kolumne "Torten der Wahrheit" in der "Zeit" verantwortet.

Peter Wittkamp über Springer, Twitter und Witze mit Haltung.

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Nicht käuflich: "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich der Öffentlichkeit am Tag drei Scherze schuldig bin", sagt Autor und Gag-Schreiber Peter Wittkamp im turi2 Clubraum. Der Hauptautor der Online-Ausgabe der "heute show" erzählt im Live-Podcast mit Aline von Drateln und Markus Trantow: "Bei Twitter und Instagram mache ich nur Sachen, die mir Spaß machen, wo ich auch Lust zu habe." Zwar empfehle er bei Instagram auch Produkte, die ihm gefallen, manchmal bekomme er auch Geld dafür, räumt aber ein: "Auf dieses dauerhafte Werben hätte ich keine Lust." Selbst für viel Geld käme er sich als Werber z.B. für Joghurt "total dämlich vor".

Stattdessen nutzt Wittkamp seine Reichweite, um Haltung zu zeigen und sich etwa fürs Impfen auszusprechen: "Ich versuche, nicht zu krass zu sein und den Leuten die ganze Zeit meine Meinung aufzuzwingen." Bei Sachen, die ihm wichtig sind, mache er das aber gerne. Dabei erlebt er auch, dass nicht alle Menschen seine gewitzten, teils übertriebenen Botschaften "mit größter Dankbarkeit entgegennehmen". Manchmal erhalte er "auch Nachrichten, wo man ein Ego haben muss, das das auch abkönnen muss".

Die Runde diskutiert auch die Themen der Woche, u.a. die jüngste Entwicklung der Causa Reichelt bei Springer. Trantow stellt die These auf, Mathias Döpfner sollte als Springer-Boss deshalb im Amt bleiben, weil "noch nie irgendwas gutes" daraus geworden sei, "wenn sich reiche Männer mit großem Ego und Sendungs­bewusstsein gecancelt fühlen und in der Schmoll­ecke sitzen". Wittkamp widerspricht: "Döpfner ist zu sehr in feinen Kreisen unterwegs, dass er sich es leisten kann, ein Tichy 2.0 zu werden." Das angekündigte "Diversity und Inklusions-Training" für alle Führungskräfte bei Springer hält Wittkamp für den "Horror-Job der Woche".

Auch mit der These von Aline von Drateln kann sich Wittkamp nur bedingt anfreunden: Sie fordert anlässlich der Diskussion um #diesejungedame, Twitter sollte die Likes wieder abschaffen, damit der Tweet im Vordergrund steht und nicht die Clique rund um die Verfasserin. Ohne Likes verliere Twitter jedoch "ein bisschen die Spannung", meint Wittkamp. "Man schaut ja viele Sachen besonders dann gerne, wenn es schlimm wird: Stichwort 'Bachelor"." Der Twitter-Stream ist für ihn der "'Bachelor' für Intellektuelle".

In zwei Wochen startet Peter Wittkamp bei Steady einen Newsletter mit dem Arbeitstitel "Wittkamps Woche". Geplant ist eine Kolumne im Newsletter-Format, mit drei Ausgaben im Monat, von denen zwei kostenlos sind. Die Dritte bekommt, wer ihn mit rund 5 Euro im Monat unterstützt. Das Medium Newsletter findet er "als Format schon immer total unterschätzt", weil es in Zeiten von Algorithmen eine "wahnsinnig zuverlässige Quelle ist, um Leute zu erreichen". Wittkamp findet es total wichtig, "seine eigene Bubble ein bisschen zu sprengen", indem er z.B. mal eine Zeitung anliest, die er sonst nicht liest.

Im turi2 Clubraum diskutieren im Wechsel Tess Kadiri und Aline von Drateln jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast und einem Mitglied der turi2-Redaktion die Themen der Woche und sprechen über Leben und Werk des Gastes. Am kommenden Freitag ist Social-Audio-Pionier Holger Kahnt zu Gast, Managing Director der Camao AG.

Über diesen Podcast

turi2 Clubraum ist der neue Live-Podcast für Medien, Wirtschaft und Politik. Ab 19. November laden wir die turi2-Commmunity immer freitags von 12-12.30 Uhr zur Debatte ein. Aline von Drateln diskutiert mit einem prominenten Gast und einem Mitglied der turi2-Redaktion die Themen der Woche.

Den Podcast gibt es Live via Clubhouse und im Anschluss hier als Podcast. Mehr Infos: turi2.de/clubraum

von und mit Aline von Drateln & turi2 Redaktion

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