turi2 Clubraum

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Tobias Korenke über Krebs und Kommunikation.

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Kennt kein Tabu: "Krebs braucht Kommunikation, Information, Austausch und Wissen", sagt Tobias Korenke im turi2 Clubraum. Deswegen engagiert sich der Kommunikations­chef der Funke Medien­gruppe bei der Initiative YesWeCancer. Im Gespräch mit Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Chef­redakteur Markus Trantow erzählt er von seinem persönlichen Bezug zum Thema: Als seine Frau an Krebs erkrankte und vor fünf Jahren daran verstarb, habe er gemerkt, wie tabuisiert die Erkrankung noch immer ist. In der Wahrnehmung vieler Menschen sei Krebs "etwas anderes als jede andere Krankheit", weil der Tod "schnell mit im Raum" stehe. Viele seiner Freunde haben sich "wahnsinnig um uns gekümmert", andere zogen sich zurück, "weil sie damit nicht umgehen konnten". Die Erkrankung seiner Frau habe dem Historiker und Publizisten bewusst gemacht, dass Krebs – obwohl eine der relevantesten Krankheiten in Deutschland – noch immer nicht genug Öffentlichkeit bekomme.

YesWeCancer sieht Korenke vor allem als Möglichkeit für Erkrankte und Angehörige, sich auszutauschen: "Das hilft schon, besser damit umzugehen." Über eine App sprechen derzeit 20.000 Betroffene und Angehörige über Arztsuche, Behandlungen und Neben­wirkungen aber auch über die "emotionale Ebene", etwa die Kommunikation mit den eigenen Kindern. "Natürlich hat man Angst, wenn man die Diagnose bekommt, weil es da sehr schnell um Leben und Tod gehen kann", sagt Korenke. Die werde jedoch nur schlimmer, "wenn die Krankheit mit einem Tabu belegt wird". In dem Moment, in dem Betroffene kommunizieren, sich austauschen und aufgeklärt werden, "wird die Angst schon weniger".

Außerdem spricht Korenke über seine Arbeit bei Funke, beklagt die mangelnde Digitalisierung im Gesundheits­wesen und erklärt, warum YesWeCancer mit Promi-Testimonials arbeitet. Kommenden Freitag ist um 11 Uhr der ehemalige "Titanic"-Chef­redakteur Moritz Hürtgen zu Gast.

Jochen Wegner über persönliches und publizistisches Glück.

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Mag den Weg: Zeit-Online-Chef­redakteur Jochen Wegner war in seinem Beruf "noch nie so glücklich wie zur Zeit", sagt er im turi2 Clubraum mit Aline von Drateln und Markus Trantow. Er hat zum ersten Mal das Gefühl, die große Finanzierungs-Frage geknackt zu haben: "Wir können für Journalismus Geld verlangen und das ist total in Ordnung." Werbung sei natürlich ein wichtiges Geschäfts­modell, aber Menschen seien verlässlicher: "Das ist ein Fundament, das kann man gar nicht so schnell kaputt­machen." Besonders positiv sei die Resonanz in den seltenen Momenten, in denen es gelinge, online "eine sekunden­aktuell gemachte Wochen­zeitung" mit Tiefe anzubieten.

Wegner glaubt, dass die Marke "Zeit" für den Erfolg seines Podcasts "Alles Gesagt" mit Christoph Amend gerade am Anfang "schon wichtig" war: "Wenn wir das ohne 'Zeit' gemacht hätten, wäre das glaube ich versandet oder verschwunden." Heute gebe es eine Art "Grund­vertrauen" gegenüber Podcasts der "Zeit", weshalb die Start­aufmerksamkeit bei neuen Projekten "deutlich besser als früher" sei. "Alles Gesagt" funktioniere, weil die Hosts dank guter Vorbereitung nach "bizarrsten Kleinigkeiten" aus dem Leben von Promis fragen, die oft mit fortschreitender Dauer dann "gerne erzählen".

Zudem spricht Wegner über seine Faszination für Künstliche Intelligenzen, die Bilder erzeugen, erklärt seine TikTok-Schwäche und verrät, warum Zeit Online die Lesedauer seiner Artikel nicht ausweist. Kommenden Freitag ist Tobias Korenke im turi2 Clubraum zu Gast. Der Funke-Kommunikations­chef engagiert sich bei der Initiative YesWeCancer.

Nina Gerhardt und Christian Schalt über modernes Radio und erfolgreiche Podcasts.

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Audio-Duo: Es ist "eins der schönsten Gefühle, wenn man sieht, dass ein Podcast vom ersten Moment an funktioniert", sagt Christian Schalt im turi2 Clubraum, der ausnahms­weise schon am Mittwoch­abend und "live on stage" im RTL Audio Center Berlin aufgenommen wurde. Große Hoffnung hat der Geschäfts­leiter der Produktions-Einheit Audio Alliance in jedem Fall für den neuen Fußball-Podcast "Zeigler und Köster" von RTL, in dem "11-Freunde"-Chefredakteur Philipp Köster und Stadionsprecher und Journalist Arnd Zeigler ab nächster Woche wöchentlich die Geschichten hinter den wichtigsten Fußball-Ereignissen und Ergebnissen erzählen. Zur Feier der Veröffentlichung der turi2 edition #19 zum Thema Audio, die gedruckt bei Deutschlands wichtigsten Kommunikations­profis liegt und allen kostenlos als E-Paper zur Verfügung steht, sprechen Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Chefredakteur Markus Trantow mit Schalt und der Geschäfts­führerin von RTL Radio Deutschland, Nina Gerhardt, über Radio und Podcast.

Gerhardt findet nicht, dass die beiden Formate in Konkurrenz zueinander stehen, weil sie unterschiedliche Nutzungs­situationen abdecken. Während das Radio kurz und schnell ist, geht es beim Podcast eher in die Tiefe. "Ich glaube, dass wir uns da prima ergänzen", sagt Gerhardt. Vom "guten alten Radio" möchte sie nichts hören: "Das Radio ist mega modern und cool und vor allen Dingen erfolgreich." Natürlich gebe es neue Sachen wie Podcasts und Musik-Streaming, "aber das Radio ist auf all diesen Wegen dabei" und könne gut auf andere Plattformen übertragen werden. Die Stärke des Radios sieht sie vor allem im Live-Charakter: "Radio hat etwas überraschendes." Zwar seien Podcasts eine "gute Sache", dennoch habe das Format "überhaupt noch nicht die Wirkkraft wie Radio". Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, "wie nah das Radio an den Menschen ist".

Lockdowns und Social Distancing haben aber auch die Podcasts auf eine neue Ebene gebracht, findet Schalt. In Deutschland habe die Pandemie als "Promotions-Tool" für Podcasts gedient. Mittlerweile sei das Format ein "echtes Mainstream-Phänomen", das unglaublich wächst "und im Moment sehen wir da auch kein Ende". In einer Zeit und Gesellschaft, in der es schwer ist, Aufmerksamkeit zu bekommen, sei das Marketing zwar wichtig, aber nicht alles. Bei erfolglosen Podcasts sei es ein großer Fehler, zu viel über die Vermarktung anstatt den Inhalt des Podcasts nachzudenken.

In der nächsten Woche findet der turi2 Clubraum wie gewohnt am Freitag um 12 Uhr statt. Zu Gast ist dann Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit Online und Mitglied der Chefredaktion der Wochenzeitung "Zeit".

Marieke Reimann über Außenwirkung und Eigenwerbung der ARD.

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Trommeln für den Tanker: Marieke Reimann, seit 2021 Zweite Chefredakteurin des SWR, nervt die "fehlende Eigenwerbung" der ARD. Im turi2 Clubraum mit Markus Trantow und Aline von Drateln sagt sie, die ARD mache "so geiles Zeugs" und habe "so viele Leute mit einem starken journalistischen Verständnis", doch sie schaffe es noch nicht, dem Krisenmodus etwas entgegenzusetzen: "Für den Tanker, der wir ja sind, verstecken wir uns manchmal vor unserer eigenen Courage." Sie wünscht sich "mehr Power hinter dem Bollwerk ARD", Kampagnen mit prominenten Testimonials und dass auch hochrangige Vertreterinnen der Rundfunkanstalten in den sozialen Netzwerken stattfinden.

"Wir sind alle ganz dicht dran an der Krise des RBB und der generellen Identitätskrise der ARD", sagt sie. Die Medien stünden unter einem Generalverdacht, aber die ARD treffe es besonders. Die Mitarbeitenden müssten sich "tagtäglich dafür rechtfertigen, dass es Rundfunkgebühren gibt" und trotzdem nicht alle die Berichterstattung angemessen fänden. Reimann bleibt dennoch optimistisch. Die ARD sieht sie jetzt in der Bringschuld, für mehr Transparenz zu sorgen – und offener für unterschiedliche Perspektiven zu werden.

Sie forder "mehr Durchmischung", die Einstiegshürden in der Medienwelt insgesamt seien immer noch zu hoch. Sie fordert zum Beispiel andere Auswahlkriterien in den Journalistenschulen, sichtbarere Stellenausschreibungen und bessere Praktikumsvergütungen. Dabei spielt für sie auch ihre ostdeutsche Herkunft eine Rolle – eine Perspektive, die nach wie vor nicht genug vertreten sei. Auch deshalb findet sie ihre Arbeit beim SWR toll – weil sie dadurch die Chance habe, als eine der wenigen ostdeutschen Führungskräfte in westlichen Medienunternehmen eine Vorbildfunktion einzunehmen.

Als Kind hört Reimann "Radio Lollipop" von Rolf Zuckowski und interviewt ihre Mutter beim Kochen. "Da wusste ich, ich muss irgendwas mit Radio machen", erinnert sie sich. Nach dem Studium arbeitet sie zunächst als Autorin für "Süddeutsche" und "11 Freunde" und baut dann bei der "Zeit" das Jugendmagazin ze.tt mit auf. Als ze.tt zu einem Ressort von Zeit Online wird, nimmt sie sich eine Auszeit und wechselt dann zum SWR.

"Wir hatten beide kurz so einen Schockmoment, und der hält bis heute an", kommentiert sie mit einem Lachen die enorme Umstellung, die das für sie bedeutet hat. Ihr Alltag sei jetzt strukturiert durch Arbeitsgruppen und Gremien. Es gebe eine sehr hierarchische Struktur, "die man lernen muss einzuhalten". Grundsätzlich findet sie die demokratischen Strukturen gut, aber die langen Dienstwege seien manchmal hinderlich, "weil es Leute davon abhält, selbstständiger zu arbeiten." Viele würden gerne mehr machen, ist Reimann überzeugt. "Aber man traut sich zu langsam."

In der nächsten Woche findet der turi2 Clubraum schon am Mittwoch, den 12.10. statt. Markus Trantow und Aline von Drateln sprechen live on stage im Audiocenter Berlin mit Nina Gerhardt, Geschäfts­führerin von RTL Radio Deutschland, und Christian Schalt, Geschäfts­leiter der Audio Alliance.

Micky Beisenherz über Wohlwollen und Workaholics.

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Leichtes Herz: Medien-Tausendsassa Micky Beisenherz macht die Leichtigkeit der Ansprache seines Podcasts "Apokalypse & Filterkaffee" als Schlüssel des Erfolgs aus. Gerade angesichts ernster Themen und Lagen "muss man besonders humorvoll sein, sonst hat man den Ernst der Lage nicht verstanden", sagt er im turi2 Clubraum mit Aline von Drateln und Markus Trantow. Beisenherz glaubt daran, dass Podcasts die Welt ein wenig besser machen können, indem sie bei der Einordnung helfen, ablenken, aber auch vor Vereinsamung schützen. Er fühlt sich angetrieben von einem "Werben um Wohlwollen um Diskursfähigkeit".

Das Medium Podcast biete eine Kraft, die weder TV noch Radio hätten: "Die Hosts sind wesentlich fassbarer", ließen sich in Podcast "durchaus ein bisschen ins Herz schauen" und förderten dadurch ein Gefühl von Nähe. Dass seine Arbeit heute mehr vom politischen Tagesgeschehen geprägt ist, begründet er mit einem "persönlichen Shift". Lange Jahre bei der "heute show" sowie das Schreiben der "stern"-Kolumnen hätten ihn geprägt, wichtig sei aber auch gewesen, dass sein Werk auf Feedback getroffen sei.

Verärgertes Amüsement kommt bei Beisenherz beim Gedanken an Friedrich Merz und seine Aussage vom "Sozial­tourismus" auf. Er wisse "aus gut informierten Quellen", dass der Ausdruck bewusst als Test­ballon gefallen sei. Beisenherz habe Merz bis dato "für einen guten Oppositions­füher gehalten" und sei nun "ernüchtert". Persönlich favorisiert er die Sozial­demokratie, die er sich nicht von den Sozial­demokraten kaputt machen lassen will.

Seine Umtriebigkeit auf Social Media begründet Beisenherz mit Geltungs­drang, aber auch mit der "Freude am Droppen von Gedankenfetzen und dem Gucken, was darauf erwächst". Er sei vielbeschäftigt, könne aber auch gut abschalten und nichts tun, doch "aus der Ruhe heraus entsteht der schöpferische Drang, etwas nach außen zu tragen". Ein Workaholic sei er aber deswegen nicht.

Ina Tenz über Pferde- und Podcast-Leidenschaft.

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Setzt auf's richtige Pferd: "Mein Herz schlägt ganz laut und stark für Podcasts", sagt Ina Tenz im turi2 Clubraum. Das Medium nehme neben der Beratung von Radio­sendern und Markt­forschungs-Unternehmen mittlerweile das meiste ihrer Arbeits­zeit in Anspruch. Jahrzehnte­lang war Tenz eine der prägenden Frauen im deutschen Radio, zuletzt als Programm­chefin von Antenne Bayern. Seit 2019 ist sie in der PR-Agentur ABC Communication ihres Ehe­mannes Béla Anda für Audio, Strategie und Content zuständig und hat u.a. den mittlerweile eingestellten Podcast mit Gerhard Schröder, Der fünfte Satz mit Boris Becker und den Tönnies & Tönnies Podcast mitproduziert. Ihre Lieblings­produktion allerdings ist das Format Pferde­medizin heute, verrät Tenz. Denn hier verbinden sich die beiden großen Leidenschaften der Pferde-Züchterin: "Über Pferde kann ich den ganzen Tag reden." Grundsätzlich gefalle ihr die Viel­schichtigkeit, die Podcasts bieten. Ob für Institutionen, Unternehmen oder Persönlichkeiten, sie könne "immer ganz tief ins Thema einsteigen". Anders als beim Radio, wo "inhaltstiefe Themen" keinen Platz finden sollten, seien diese im Podcast genau richtig.

Positiv nimmt sie wahr, dass die "homöopathischen" Rück­meldungen zu ihren Podcasts "meist neutral, sachbezogenen und konstruktiv" sind. "Ich komme von Massensendern, da ist man Hörer­feedback auf allen Ebenen gewohnt", sagt Tenz. Aus ihrer Zeit beim Radio adaptiert Tenz den "Anspruch, den man an ein gutes Radio­programm hat" auf ihre Podcasts. "Die Vorstellung von Storytelling, Sound, dass kleine Details stimmen müssen, die Sprecher, die Dynamik" – all das sei sowohl in einem guten Radioprogramm als auch in einem Podcast wichtig.

Trotz der Begeisterung für Podcasts ist Tenz davon überzeugt, "dass es Radio immer geben wird". Die Audiowelt verändere sich drastisch, dennoch "ist Radio noch ein Massen­medium". Als "Tages­begleiter, Anbieter von Stimmen" und leichter Unterhaltung werde es das auch bleiben. "Wenn es um Inhalte, um konzentriertes Zuhören geht, gibt es viele Alternativen", meint Tenz.

Nächste Woche ist Radio- und TV-Moderator, Autor, Podcaster, Kolumnist und Gag-Schreiber Micky Beisenherz zu Gast – ausnahmsweise bereits am Mittwoch um 12 Uhr.

Valerie Weber über Musik und Missionen: Jede Stunde eine positive Nachricht.

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Stimmungs-Managerin: "Die Hörerinnen kommen wegen der Musik, aber bleiben wegen der Menschen", umschreibt Valerie Weber im turi2 Clubraum den Reiz des Mediums Radio in Zeiten von Musikstreaming und Podcast. Für die Programm-Geschäfts­führerin von bigFM, Radio Regenbogen und RPR1 stellt sich nun die Frage, wie sich beides verbinden lässt und daraus etwas neues entsteht. Im Gespräch mit Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Chef­redakteur Markus Trantow sagt Weber, dass sich die Bedürfnisse des Publikums ändern: "Das Musik-Happening haben wir nicht mehr dadurch, dass wir Musik spielen." Deswegen brauchen Konsum­marken "eine Mission, für die wir stehen". In den vergangenen Jahren seien statt "Lebens­freude und Selbst­inszenierung" vor allem die Themen "Nachhaltigkeit und Geborgenheit" immer wichtiger geworden. "Stimmungs-Management" sei beim Radio schon immer wichtig gewesen. In gesellschaftlichen Krisenzeiten wachse der Stellenwert aber nochmal. Wenn immer mehr Menschen die Nachrichten meiden, "muss man sich etwas überlegen".

Weber setzt dabei nicht auf eine Verkürzung der News, auch wenn das ein "völlig legitimer Weg" sei. Im Gegenteil: Bei ihren Sendern Radio Regenbogen und RPR1 stellt sie das Nachrichten-Angebot noch breiter auf. Regionalität und Heimat seien dabei besonders wichtig: "Es interessiert die Menschen mehr, was in ihrem Umfeld passiert." Außerdem gibt Weber das Versprechen, jede Stunde über eine positive Nachricht aus der Region zu berichten. Das sei gar nicht so einfach: "Es ist schon schwierig, eine am Tag zu machen." Doch das Vorhaben hat einen ganz bestimmten Zweck. Denn mit der positiven Nachricht am Ende des News-Blocks zeigen die Sender den Hörern: "Wenn du durch bist, habe ich zum Schluss etwas, das wird dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern." Das sei noch lange kein konstruktiver Journalismus, aber ein wichtiger Schritt, der Nachrichten-Verdrossenheit entgegen­zuwirken.

Weber äußert sich bei den Themen der Woche auch zum RBB – sie sei "großer Fan" des Senders. "Der Shitstorm wurde weder der Person Patricia Schlesinger gerecht, noch ist es wahr, dass die ARD damit ihr wahres Gesicht zeigt", sagt Weber. Ihrer Meinung nach spielen auch noch immer vorhandene Unterschiede zwischen dem alten Osten und Westen eine große Rolle in dem Konflikt: "Wenn man nicht in der Zentrale sitzt, hat man das Gefühl, man wird abgehängt." Grundsätzlich sei die Problematik "sehr viel differenzierter", als sie von den Medien dargestellt worden sei. Es handele sich nicht um ein Systemversagen, sondern um ein System im Umbau.

Nächste Woche ist Ina Tenz zu Gast. Sie ist ist Geschäfts­leiterin Audio, Strategie und Content bei ABC Communication.

Nils Minkmar über die Queen und “Quoted”.

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Hören für Schreibende: "Das ist im Moment ein goldenes Zeitalter der Podcasts", ist sich Nils Minkmar sicher. Für seinen eigenen Podcast "Quoted" mit Nadia Zaboura mussten beide viel lernen und Coachings mitmachen, erzählt er im turi2 Clubraum mit Aline von Drateln und Pauline Stahl. Es sei faszinierend gewesen, dass man "das Natürliche üben muss, damit das rüberkommt". Das Lesen sieht Minkmar als "Königsweg, um etwas rational aufzunehmen", das Hören von Podcasts dagegen sei "sehr stark sozial" und biete eine "Form von Geborgenheit, in der Dinge beredet werden können".

Bei seinen früheren Ausflügen ins "alte deutsche Radio" hat er sich angesichts "obsessiver und zwanghafter" Regeln und einer speziellen Kultur "nie heimisch" gefühlt. Podcasts seien "viel lebendiger" und es werde noch deutlich mehr ausprobiert, was das Publikum sogar schätze. Mittlerweile sei aber auch Radio etwas flexibler geworden, glaubt Minkmar.

Seine neue Selbstständigkeit "fühlt sich wie die beste berufliche Entscheidung bisher" an, erzählt der freie Journalist, der 2021 den "Spiegel" verlassen hat: "Die neue Chefredaktion war wenig kulturaffin und konnte mit den Sachen, die ich mache, relativ wenig anfangen." In den Medien, "gerade im Feuilleton, kommt es immer auf die Personen an". Wenn man nicht harmoniere, mache eine Zusammenarbeit auch keinen Sinn. Minkmar beobachtet, dass zuletzt viele "die Freiheit und zum Teil auch die Selbstständigkeit entdeckt haben".

Der Tod der Queen habe Minkmar "persönlich gar nicht" berührt, auch wenn es ihm Leid tue. Am spannendsten sei nun der Blick auf die Zukunft, denn er glaubt, das Königreich habe "schwere Zeiten vor sich". Dass sich Menschen stark an die eher meinungs­scheue und reservierte Queen klammern, zeige, dass etwas fehlt, so Minkmar: "Diese Hingabe und jetzt diese Trauer sind eine große Verlust­anzeige." Ihre Präsenz im Volk und bei Besuchen in allen Landes­teilen offenbare, "was Staat auch bedeutet oder wie stark sich der Staat zurück­gezogen hat in Groß­britannien".

Nach zwei Sach­büchern hat Minkmar nun mit großem Spaß seinen ersten Roman Montaignes Katze geschrieben. Trotzdem stehe er manchmal neben sich und denke: "Hast du jetzt gerade wirklich 400 Seiten über ein Wochenende 1584 geschrieben?" In seinem Werk seien Parallelen an die heutige Zeit angelegt. Ihm sei es vor allem darum gegangen, die Geschichte zu erzählen, denn "wenn man reich werden will mit Büchern, sollte man das besser sein lassen", glaubt Minkmar.

Nächste Woche ist die Programm-Geschäfts­führerin des Radio-Unternehmens Audiotainment Südwest Valerie Weber zu Gast.

Ina Karabasz über Live-Events und Laber-Podcasts.

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Live ist live: Eine Journalistin muss nicht podcasten können, sagt Ina Karabasz, "aber wenn sie es möchte, dann kann sie es". Sie selbst wollte und hat 2018 die Leitung des Ressorts Live-Journalismus beim "Handelsblatt" übernommen. Das sei ihre beste berufliche Entscheidung gewesen, erzählt sie im turi2 Clubraum mit Björn Czieslik und Aline von Drateln – auch wenn der Job "mehr organisatorisches Prozessmanagement" sei, als man als Journalistin denke.

Karabasz erklärt, warum Journalistinnen zwar keine Schnittchen zubereiten, aber gut selbst moderieren können: "Fragen stellen und Hintergründe recherchieren, Experten auf den Zahn fühlen, das können wir richtig gut" – und das könne man dem Publikum auch zeigen. Die größte Herausforderung sei allerdings gerade bei Wirtschaftsthemen, nicht zu viel vorauszusetzen. Das sei aber beim geschriebenen Text nicht anders.

Auch in anderer Hinsicht greift Karabasz auf ihre Erfahrung als Textjournalistin zurück: Bei Live-Events versuche sie immer, dem Aufbau eines Magazin-Artikels zu folgen: Zuerst der Einstieg, der das Publikum abholt, dann eine Einordnung, um ein gemeinsames Wissensfundament zu schaffen, und dann strukturierte Themenblöcke, denen die Gäste folgen können.

Natürlich laufe aber immer etwas anders als geplant. "Eine Veranstaltung ist ein lebendes Gebilde", sagt Karabasz, bei dem viele Menschen involviert seien. Angst vor Pannen habe sie jedoch nicht. Sie selbst mache beim Live-Sprechen zum Beispiel häufig Grammatikfehler, sei schon gestolpert, habe sich mit Kaffee überschüttet und einmal sei sie bei einem Video zu einem Bankengipfel plötzlich barfuß zu sehen gewesen. Schlimm findet sie das nicht. Die Hauptsache sei, dass die Unterhaltung laufe und die Informationen rüber kämen.

Gerade Frauen empfiehlt sie, beim Moderieren Turnschuhe und bequeme Kleidung zu tragen – denn zum Glück seien Frauen heute nicht mehr nur als "Schmuckstücke" für die Veranstaltung auf der Bühne. Ihr wichtigster Tipp ist jedoch, etwas zu tun, was einem Spaß macht – egal, ob auf der Bühne oder im Podcast. Das höre man dann auch an der Stimme. Außerdem gehe es dann mehr ums Thema und die Unterhaltung werde nicht so "bro-ig" – was Karabasz als passionierte Podcast-Hörerin überhaupt nicht leiden kann.

Nächste Woche ist Nils Minkmar zu Gast, freier Journalist unter anderem für die "Süddeutsche" und Co-Host des Medienpodcasts Quoted.

Im Tretboot mit Micky Beisenherz – Clubraum Spezial

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Podcast-König: Die große, "nicht suggerierte Nähe" zwischen Publikum und Aufnehmendem ist das, was das Medium Podcast so erfolgreich macht, sagt Micky Beisenherz im turi2 Clubraum Spezial. Während TV-Moderatoren als Privatpersonen "nicht besonders fassbar" seien, lassen sich Podcaster "bis zu einem gewissen Grad ins Herz schauen". Zudem bekommen Zuhörerinnen einen Eindruck davon "wie sie auf die Welt blicken und wie sie ihren Platz in der Gesellschaft finden". Für eine Spezial-Ausgabe des Podcasts hat sich Aline von Drateln in einem Tretboot-Schwan auf der Hamburger Alster mit dem Podcaster, Comedy-Autor und TV-Moderator über Podcast-Aufnahme und -Werbung, Status­symbole und Selbst­inszenierung unterhalten. Beisenherz, der mit Apokalypse und Filterkaffee einen der erfolgreichsten Nachrichten-Podcasts Deutschlands macht, vergesse allerdings "trotz aller Entspanntheit" nie, "dass ich mich immer in einem öffentlichen Raum befinde". Das bedeute jedoch nicht, "dass man nicht auch mal loslässt".

Dass er mit seinem Podcast politische Entscheidungen beeinflusst, glaubt Beisenherz nicht. Er finde es besonders "gut und schön", dass seine Hörerschaft "dank dessen, was wir machen" über den Tag informiert wird "und trotzdem danach nicht den Rolladen runterlässt und sagt: 'Ich brauch ja gar nicht mehr aufzustehen.'" Seine Devise: "Wir wissen, dass die Lage beschissen ist, aber wenn wir dabei einigermaßen gut gelaunt bleiben können, dann könnt ihr das auch." Dass er "everybody's darling" ist, glaubt Beisenherz nicht: "Dafür gibt es einfach zu viele, die mich beschissen finden." Mit "Apokalypse und Filterkaffee" leiste er durch ein "breites intellektuelles Einzugs­gebiet" mittlerweile einen gewissen gesellschaftlichen Beitrag. "Das ist eine wunderbare Begegnungs­stätte", sagt Beisenherz.

Champagner-schlürfend spricht das Duo außerdem über Gäste-Auswahl im Podcast, Shitstorms und Beisenherz verrät, wie ihn seine "Ruhrgebiets-Sozialisation" heute noch beeinflusst. Das Gespräch ist Teil der Podcast-Wochen, den Talk gibt es zusätzlich auch als Video auf turi2.de/Beisenherz. Gedruckt ist das Interview mit Fotostrecke ab 12. Oktober in der turi2 edition #19 mit dem Schwer­punkt­thema Audio zu sehen.

Über diesen Podcast

turi2 Clubraum ist der neue Live-Podcast für Medien, Wirtschaft und Politik. Ab 19. November laden wir die turi2-Commmunity immer freitags von 12-12.30 Uhr zur Debatte ein. Aline von Drateln diskutiert mit einem prominenten Gast und einem Mitglied der turi2-Redaktion die Themen der Woche.

Den Podcast gibt es Live via Clubhouse und im Anschluss hier als Podcast. Mehr Infos: turi2.de/clubraum

von und mit Aline von Drateln & turi2 Redaktion

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